Menschen wurden schon immer traumatisiert

4. Fachforum UMA der DJHN

Am 05.12.2017 lud die DJHN zum 4. Fachforum UMA in den Abraham-Gumbel-Saal der Volksbank in Heilbronn ein. Ungefähr 75 Teilnehmer kamen zusammen, um sich über aktuelle Herausforderungen in der Betreuung von jungen Flüchtlingen auszutauschen. Markus Schnizler, Geschäftsführer der DJHN, begrüßte die Delegierten aus den Jugendämtern aus Land- und Stadtkreis Heilbronn sowie den angrenzenden Landkreisen, Mitarbeitende der DJHN und anderer freier Träger in der Region Heilbronn.

Im Fokus stand die Sensibilisierung und der Umgang zum Thema Trauma und Traumatisierung. Michael Danner, Fachbereichsleitung für UMA in der DJHN, führte mit seinem Vortrag in das Thema Trauma ein. Dabei ging er auf die Tatsache ein, dass Menschen auch schon früher traumatisiert worden sind. So wurden die Menschen mit posttraumatischen Störungen in den Weltkriegen oft als „Feiglinge“ bezeichnet.

Leila Preisz, Psychologin der DJHN, referierte im Anschluss über den Unterschied zwischen Trauma und Traumatisierung. So ist eine Traumatisierung bei jungen Flüchtlingen zwar statistisch gesehen wahrscheinlich, jedoch nicht zwingend vorhanden. „Fast alle UMA haben traumatische Dinge erlebt“, so Preisz. Eine differenzierte Betrachtung ist daher erforderlich. Die jungen Flüchtlinge müssen sich dabei nicht nur mit den vergangenen Fluchterfahrungen auseinandersetzen sondern auch mit der neuen Situation in Deutschland.  Preisz spricht dabei von „komplexen Belastungen“ die sich z.B. in Form von Schlafstörungen, Kopf- und Bauchschmerzen oder sozialem Rückzug äußern können. Für die Praxis empfiehlt Preisz den Mitarbeitenden der Jugendhilfe sich frühzeitig mit dem Realitätsabgleich der jungen Flüchtlinge auseinanderzusetzen.

Im Anschluss stellte Frau Elisa Pfeiffer das Projekt „Mein Weg“ vor. Frau Pfeiffer gestaltet das Forschungsprojekt am Universitätsklinikum Ulm (Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie) gemeinsam mit  dem Studienleiter Prof. Dr. Lutz Goldbeck, in welcher auch die DJHN seit August 2016 teilnimmt. Die Studie beschäftigte sich mit der Traumatisierung von jungen Flüchtlingen und der Befähigung von Mitarbeitenden der Jugendhilfe mit den Jugendlichen über ihre traumatischen Erlebnisse zu sprechen. Hierzu entwickelte das Forschungsteam gemeinsam mit Jugendhilfeeinrichtungen aus Ulm und Umgebung eine kurzzeitige pädagogische traumafokussierte Gruppenintervention. „Psychotherapie ist für UMA wirksam“ so Pfeiffer, „doch nicht jeder braucht eine Therapie und nicht jeder möchte dies“. Das pädagogische Interventionsprojekt „Mein Weg“ beinhaltet Stabilisierungsmethoden und eine Auseinandersetzung mit den belastenden Erlebnissen. Die Intervention findet in den Jugendhilfeeinrichtungen statt, einer bekannten und vertrauten Atmosphäre für junge Flüchtlinge, und wird durch extra geschulte und supervidierte Mitarbeitende der Jugendhilfeträger durchgeführt.

Pfeiffer zeigte am Ende ihres Vortrages auch aktuelle Studien zum Projekt, welche die Wirksamkeit der Gruppenintervention „Mein Weg“ in groß angelegten Studien mit zahlreichen Jugendhilfeeinrichtungen und teilnehmenden jungen Flüchtlingen erwiesen. Eine Studie zeigte sogar, dass die Jugendlichen welche an der Intervention teilgenommen hatten, danach weniger Symptome zeigten als Jugendliche, die im gleichen Zeitraum nicht daran teilgenommen hatten. Insbesondere in den Bereichen des Wiedererlebens der traumatischen Situation und der persönlichen Kognition der jungen Flüchtlinge konnte signifikante Verbesserungen festgestellt werden.

 

ANSPRECHPERSON

Andreas Werner
Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Walder-Weissert-Str. 6
75031 Eppingen-Kleingartach
Tel.: (07262) 255 35-3050
oeffentlichkeitsarbeit(at)djhn.de

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